Neufundländer

Ursprungsland: Kanada

Die Lokomotive des SCHNAUZERL


Gewicht: 50 - 69 kg
Schulterhöhe: 66 - 71 cm
Haarkleid: Mittlere Länge, sehr dicht, wasserabstoßend
Farben: Einfarbig schwarz oder braun (schokoladenbraun bis bronzefarben)
Andere Namen: Keine
Temperament: Zuverlässig, ruhig
Zugehörigkeit: Molosser
Erste Verwendung: Fischerhund
Entstehungszeit: 18. Jahrhundert
Als man die Hunderassen für alle gewünschten Aufgaben züchtete, entwickelten die Bewohner der Küsten von Labrador St. John's und Newfoundland Hunde als Helfer der Fischer. Die Vorgeschichte dieser Tiere besteht vorwiegend aus alten Überlieferungen und phantasievollen Erzählungen.

Die Neufundländersage berichtet von einem Hund vom Typ Tibetmastiff, der Indianer begleitet haben soll, die über den Polarkreis zu den Küstenprovinzen zogen. 4000 Jahre später - 1001 n. Chr. - kamen die Wikinger ins Land, vermutlich hatten sie "Bärenhunde" vom selben Ursprung bei sich. Die Verbindung dieser beiden "lang verlorengegangenen Vettern" war vermutlich die Grundlage der Neufundländerzucht.

Im 16. Jahrhundert waren europäische Fischfangschiffe häufige Besucher der neufundländischen Häfen und da alle diese Schiffe auch Hunde mitführten, kam es möglicherweise zu Kreuzungen mit verschiedenen europäischen Hunderassen, die einfach in der Stadt "vom Schiff gesprungen waren". Portugiesische und baskische Fischer waren die frühesten "Züchter", sowohl portugiesische Wasserhunde wie pyrenäische Berghunde könnten möglicherweise zu dem wasserfesten Haarkleid und der vorzüglichen Wasserarbeit, verbunden mit Größe und Adel, beigetragen haben.

Es entstanden über die Jahre zwei verschiedene Typen: der kleinere St. John's Dog (der sich in den Labrador Retriever weiterentwickelte) und der größere St. John's Dog, der zum Neufundländer und Landseer wurde.

Die ersten Neufundländer halfen den Schiffsbesatzungen, waren an Bord von großem Wert, da sie Seeleute vor dem Ertrinken retteten, bei Gefahr für die Netze bellend warnten. Neufundländer waren starke Schwimmer, apportierten sowohl in Not geratene Menschen wie Boote. Mit den höchsten Gezeiten der gesamten Welt (bis zu 21 m) in der Bay of Fundy nahe Neufundland erscheint es höchstwahrscheinlich, daß man diese Hunde häufig brauchte. Aber nicht alle Arbeit war so romantisch. Zu den Alltagspflichten dieser Hunde gehörten das Schwimmen von Schiff zu Schiff. Leinen hin und her tragen oder Gegenstände apportieren, gelegentlich auch betrunkene Seeleute, die über Bord gefallen waren, zu retten.

Im 18. Jahrhundert wurden erste Neufundländer auf britischen Handelsschiffen nach England gebracht. Diese frühen Neufundländer waren recht unterschiedlich, im allgemeinen kleiner und mit leichteren Knochen als die heutigen, mit einer Vielzahl an Farben, oft gescheckt. Die Haarstruktur war rauh, gelockt oder lang, die Ruten wurden oft hoch, kreisförmig geringelt getragen. Wahrscheinlich kam es in Europa zu weiteren Kreuzungen, aber nach und nach wurde der Typ stabilisiert. Neufundländer entwickelten sich zu großen, starkknochigen Hunden mit tiefgetragenen Ruten, es gab mehrere Farben, häufig waren die Hunde noch gescheckt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein Standard schriftlich niedergelegt, zu dieser Zeit kam der schwarze Neufundländer in England so stark in Mode, daß die Schwarzen allgemein als die "einzigen Neufundländer" in England und Nordamerika bekannt wurden. In England wie USA wird heute der gescheckte Neufundländer nur als Farbvariante angesehen, die FCI erkennt den Landseer als separate Rasse an. Beim Neufundländer ist auch einfarbiges Braun (schokoladen- bis bronzefarben) voll anerkannt.

Adelige Erscheinung, friedfertige Persönlichkeit, elegante äußere Form und außerordentliche Kraft zogen sehr viele Hundefreunde zu dieser Rasse, nicht nur die Seeleute. Niemand kann Lord Byron's Nachruf auf "Boatswain", seinen geliebten Neufundländer, vergessen. Dieses Gedicht läßt sich nur sehr schwer, sicherlich nicht im Versmaß, ins Deutsche übertragen, weshalb es hier in der Originalsprache wiedergegeben wird.

When some proud son of man returns to earth,
Unknown to glory, but upheld by birth,
The sculptor's art exhauts the pomp of woe,
And storied urns record who rests below.
When all is done, upon the tomb is seen
Not what he was, but what he schould have been.
But the poor dog, in life the firmest friend
The first to welcome, foremost to defend.
Whose honest heart ist still his master's own,
Who labors, fights, lives, breathes for him alone,
Unhonored falls, unnoticed all his worth,
Denied in heaven the soul he had on earth.
Ye who perchance behold this simple urn,
Pass on, - it honors none you wish to mourn;
To mark a friend's remains these stones arise;
I never knew but one - and here he lies.

In diesem Gedicht beklagt Lord Byron, daß häufig für Menschen Gedenksteine errichtet werden, während der arme Hund, der beste Freund des Menschen übers gesamte Leben, nur selten seinen Verdiensten entsprechend geachtet wird. Könige, Präsidenten, Politiker, Patrioten und Schauspieler haben sich vereint und drücken ihre Bewunderung für diese Hunde aus: Benjamin Franklin, Samuel Adams, George Washington, Robert Kennedy, Bing Crosby, King Edward VII, die rumänische Königin Marie und ihr Sohn König Michael, und natürlich Queen Victoria. Ein schwarzer Neufundländer namens Seaman begleitete Meriwether Lewis auf seinem Boot Discovery im Jahr 1804 den Missouri flußaufwärts.

1886 gründeten Neufundländerbesitzer einen Spezialclub, stellten den Rassestandard auf. Der "freundliche Riese" hatte in diesem Jahr sein Ausstellungsdebüt, erfreute sich eines kleinen, aber respektablen Ansehens. Etwa 1935 begann der Anstieg der Rasse, diese zog immer Liebhaber an. Der Neufundländerclub von Amerika bemüht sich um den Erhalt der natürlichen Wasserveranlagung, veranstaltet Rettungsübungen. Diese enthalten Grundaufgaben einschließlich Apportieren, Suchübungen nach Verlorenem, Leinentragen, ein Boot Losbinden, Befolgen von Anweisungen im Wasser und Lebensrettung. Fortgeschrittene Hunde nehmen an schwierigeren Apportierprüfungen und Lebensrettungsübungen teil. Ihre Besitzer beklagen nur, daß die Hunde nie wissen, wann die Übung beendet ist, die Zeit des fröhlichen Spiels in der Sonne beginnt. Neufundländer sind leicht bei Rettungsübungen übereifrig, dämpfen den Spaß der schwimmenden Teilnehmer, indem sie den Schwimmer "retten". Für interessierte Besitzer veranstaltet der Club auch Zughundetests. Die Hunde werden dabei in Karren eingespannt, müssen rückwärtsgehen, Kommandos folgen, eine Ladung ziehen, durch einen Hinderniskurs manöverieren. Die Züchter empfehlen, daß zu den Aktivitäten in der Familie auch regelmäßiges Spiel im Wasser gehören sollte. Läßt man diesen Rat außer Acht, können Neufundländer frustriert, zuweilen deppresiv werden. Ähnlich kuscheligen Bärenjungen wachsen auch Neufundländerwelpen zu großen, eindrucksvollen Tieren heran. Anders als die Bärenjungen jedoch behalten sie ihre Freundlichkeit, ihr freundliches Mienenspiel. Überraschenderweise frißt dieser riesige Hund bescheiden, etwa ebenso viel wie die meisten Retriever. Die Züchter führen dies auf sein ruhiges Verhalten und gute Futterverwertung zurück. Die Rasse ist bekannt für ihr leichtes Einfügen in die Familie, die Hunde sind außerordentlich geduldig mit Kindern wie Tieren.