In den 1840er
Jahren schuf Bürgermeister Heinrich Essig den Leonberger zu Ehren dieser deutschen Stadt.
Sein Ziel war ein edler Hund, einem Löwen, den es im Wappen der Stadt gab, so ähnlich
wie möglich. Die Mönche vom Bernhardhospitz arbeiteten mit, ermutigten ihn, übersandten
ihm einige Hunde für seine Zuchtversuche. Dies erwies sich zweifach von Vorteil: Das
Zuchtprogramm des Klosters hatte durch Ausbruch von Staupeseuchen mehrere schwere
Rückschläge erlitten, die Lebenskraft dieser Rasse war durch sehr lange enge Inzucht
vermindert. Später kehrten einige von Herrn Essig gezüchtete Hunde ins Kloster zurück
und wurden in das Zuchtprogramm der Mönche integriert. In den vierziger Jahren des
letzten Jahrhunderts kreutzte Essig Landseer-Neufundländer mit Bernhardinern, kreuzte
dann zurück auf große Pyrenäen Berghunde. Das Ergebnis waren große, starke Hunde, die
bald als Arbeitshunde wie auch durch ihr löwenhaftes Aussehen als Statussymbol der Stadt
Leonberg und Umgebung Popularität fanden. Möglicherweise war es noch ein anderer einfarbiger Hund, der bei der
Basiszucht eine Rolle spielte, denn Landseer wie Bernhardiner sind mehrfarbig, größere
weiße Abzeichen beim Leonberger aber unerwünscht. Es gibt Vermutungen, daß deutsche
oder österreichische Schweißhunde, große Schweizer Sennenhunde oder Kuvasz bei der
Zucht des modernen Leonbergers Pate standen.
Seine Vorfahren gaben dem
Leonberger sehr gute Eigenschaften mit: Liebe zu Menschen, Größe, Arbeitsfähigkeit,
majestätisches Äußeres und - über den Neufundländer - Wasserpassion. Diese
Qualitäten erweckten die Aufmerksamkeit deutscher Züchter und der österreichischen
Kaiserin Elisabeth, die bald einen Hund erwarb. Es folgte eine Parade berühmter Besitzer:
der Prinz of Wales, der König von Belgien, ein russischer Zar, Kanzler Otto Fürst von
Bismarck, Kaiser Napoleon III, der deutsche Komponist Richard Wagner und der italienische
Patriot Giuseppe Garibaldi.
Die Weltkriege haben den
Leonberger nahezu ausgerottet. Während die Hundebesitzer kaum genügend Nahrung für sich
selbst und ihre Familie beschaffen konnten, stand die Fütterung so riesiger Tiere außer
Frage. Züchter flohen und wurden getötet, überließen die Hunde sich selbst, in einer
Reihe von Fällen wurden Tiere erschlagen. Zum Ende des Ersten Weltkriegs waren nur fünf
Hunde übrig geblieben, mit diesen wurde bis zum Zweiten Weltkrieg sorgfältig
weitergezüchtet, dann schlug das Schicksal erneut zu, ließ nur acht Leonberger übrig.
1945 wurden noch 5 Würfe mit insgesamt 22 Welpen gezüchtet, im Folgejahr überlebten nur
17 Welpen. Nach Berichten heutiger Besitzer dauerte es 25 Jahre, um die Rasse wieder
aufzubauen.
Obwohl Leonberger als seltene
Hunderasse gelten, haben sie doch viel Boden gewonnen, dienen als Rettungs- und
Familienwachhunde, ebenso als Begleithunde. Diese Hunde lieben das Wasser, spielen damit,
schwimmen darin oder legen sich einfach in eine kleine Kinderbadewanne, wenn es keine
Alternative gibt. Sie blasen sogar Luftblasen in ihre Wasserschüsseln. Der "sanfte
Löwe" ist von kleinen Tieren fasziniert, außerordentlich freundlich mit Hunden,
anderen Tieren und besonders natürlich mit Kindern. Überläßt man es ihnen, sind sie
lieber mit Kindern zusammen als mit irgendetwas anderem. Wenn man ihnen Kinder und
Schwimmgelegenheit bieten kann, fühlen sich diese Hunde im Himmel! Sie stehen über
Stunden voll Aufmerksamkeit neben einem Laufstall.
Aufgrund der Größe und Kraft
dieser Hunde unterstreichen ihre Besitzer die Wichtigkeit menschlicher Gesellschaft und
früher Erziehung. Unterläßt man diese, führt dies zur neuen Version eines alten
Scherzes: "Wo schläft ein 70 Kilo Leonberger? ... Überall wo er möchte!". |