Obgleich ein Diener
der Kirche, war der "Hunting Parson" Rev. Jack Russell ein leidenschaftlicher
Fuchsjäger, lebte Mitte 1800 und widmete sich diesem Vergnügen bis zu seinem Tod im
Alter von 88 Jahren. Fuchsjäger brauchten kleine Hunde, um Füchse, die unter der Erde
verschwunden waren, wieder aus dem Bau zu bekommen. Viele Jäger bedienten sich kleiner
oder besonders kurzläufiger Terrier, die auf dem Pferderücken bis zum Fuchsbau getragen
wurden. Aber der Reverend Jack Parson liebte einen langläufigeren Typ, der den Hounds zu
Fuße folgen konnte. So entwickelte er seinen eigenen Schlag, baute seine Zucht auf einer
Terrier-Hündin namens "Trump" auf, die er von einem Milchmann kaufte. Wie genau Russell sein Zuchtprogramm
plante, wurde nie erforscht, aber selbst moderne Anhänger der Rasse geben zu, daß eine
ganze Menge Kreuzungen erfolgten. Zunächst wurden kämpfende Bull-and-Terrier verwandt,
um viel weiße Farbe zu bekommen (wodurch man Hunde leicht vom Fuchs unterscheiden konnte)
und gleichzeitig Aggression und Härte verstärkt wurden. Unglücklicherweise entstand
hieraus meist ein Hund, der den Fuchs stumm unter der Erde tötete, damit den anderen die
Fuchsjagd verdarb. Kleine "Beagle-Taschenausgaben" wurden verwandt, um diese
scharfe Ecke abzufeilen, gleichzeitig die Hunde zum Verbellen zu bringen. Daraus entstand
ein Hund, der meist um einen Gedanken schneller war als der Fuchs.
Schneidig bis zum heutigen Tage
ist ein guter Jack Russel jederzeit fähig, in den Fuchsbau einzuschliefen. Ein Besitzer
beschrieb, wie seine drei Jack Russells einen männlichen Waschbären durch ein
Abwasserrohr nahe seiner Wohnung jagten. Als die Hunde auch am nächsten Morgen nicht
wieder erschienen, wurde ein Bagger geholt, man begann mit Ausgraben. Die Mannschaft grub
über die nächsten zwölf Stunden einen Graben mit einer Länge von 90 Metern und
entdeckte schließlich, daß sich der Waschbär mit dem Rücken zur Kellerwand gestellt
hatte. Die eingesetzten Terrier empfanden dies offensichtliche nicht als eine Art
Gottesprobe, sie versuchten vielmehr weiter, sich gegenseitig den Rang abzulaufen, wer der
Beute am nächsten sein durfte. Bei dieser Rasse ist es überhaupt nicht ungewöhnlich,
Futter, Wasser und alles andere, was eine Kreatur nun einmal braucht, zu vergessen,
solange man nur die Witterung der Beute hat.
Obgleich der Parson nie seine
Hunde auf Ratten einsetzte, ist der Jack Russel Terrier ein vorzüglicher Rattentöter. Im
Jahre 1977 erlegte ein Engländer mit seinem Team von vier Jack Russells auf einer
Geflügelfarm in exakt einem Tag drei Tonnen Ratten. Ein anderer moderner Jack
Russell-Besitzer antwortet in der Ratgeberspalte von Sport Illustrated auf die Anfrage,
wie man sich mit seinen Hunden an diesem Sport beteiligen könne: "Wenn man seinen
Terrier zur Rattenjagd einsetzt, sollte man immer die Hosenbeine zubinden oder sie in die
Stiefel stecken, so daß die Ratten nicht die Hosenbeine hochklettern können. Das
passiert viel häufiger als man sich vorstellen kann, und obgleich dies für alle
Begleiter einen außergewöhnlichen Spaß darstellt, hat man selbst wenig Freude
daran."
Trotz all dem Nachdruck, den man
beim Jack Russell Terrier auf Jagdfreudigkeit und Killinstinkt gegenüber Raubzeug legt,
sind sie auch vorzügliche Haushunde und Spielgefährten für die Kinder. Sie haben einen
einmaligen Sinn für Humor, sind sehr saubere Hunde, Menschen gegenüber freundlich und
liebevoll.
Jack Russell Terrier brauchen
sehr viel Bewegung. Hat man mehr als einen, stromern sie leicht und machen sich auf die
Jagd, wenn sie nicht fest eingezäunt sind. Der alte Instinkt, unter die Erde zu gehen,
kann einige zu leidenschaftlichen Grabespezialisten machen. Aber sie sind fröhliche
Familiengenossen, ihre Fans haben viel Freude an ihnen.
Sowohl in England wie in den USA
gibt es für Jack Russell Terrier eigene Eintragungsmöglichkeiten. An einer formellen
Anerkennung der Rasse gibt es in beiden Ländern nur beschränktes Interesse. Die Besitzer
möchten das Wesen ihrer Hunde unverfälscht erhalten. Sie befürchten, daß neue Besitzer
in erster Linie an Ausstellungsgesichtspunkten und gutem Aussehen interessiert wären, auf
diese Art die Leistung der Hunde verlorenginge, die über die Jahre mit so viel Mühe
hartnäckig verteidigt wurde. Eine typische Meinung ist: "Wenn diese Terrier jemals
zu verweichlichten Ausstellungstieren werden, würde sich Jack Russel im Grabe
umdrehen".
Es ist tatsächlich ein
umgekehrter Snob Appeal in der Rasse, daß man sie beim AKC und anderen Spitzenverbänden
nicht anerkannt haben will. Im Gesamtraum FCI aber auch in England gibt es unabhängig
davon tatkräftige Bemühungen, eine Anerkennung der Rasse zu erreichen, gleichzeitig ihre
Ausrichtung als Arbeitshunde beizubehalten, was ja einer Vielzahl von anderen Rassen auch
gelungen ist.
Der Jack Russel Terrier besitzt
eine ausgesprochene Zuneigung zu Pferden, das hat ihn besonders populär in Reitställen
und den Ställen der Wohlhabenden nicht nur an der Ostküste der USA gemacht.
Die äußere Form der Hunde
ergibt sich aus den Leistungsanforderungen. Die Größe eines guten Jack Russell Terriers
sollte ungefähr gleich sein wie die des Fuchses; wenn ein Fuchs in einen Bau schlüpfen
kann, sollte ihm der Terrier ohne Schwierigkeiten folgen können. Der Standard verlangt
einen Brustkorb, schmal genug, daß man ihn hinter den Schulterblättern mit zwei Händen
umspannen kann. Ein runder Brustkorb birgt die Gefahr, daß der Hund im Bau stecken
bleibt. Die coupierte Rute eines ausgewachsenen Hundes sollte noch eine Länge von etwa 10
cm haben, gerade lang genug, um den Hund daran aus dem Bau ziehen zu können. die Dominanz
der weißen Farbe dient der Unterscheidung gegenüber dem Fuchs. Die meisten größeren
Jack Russell haben das rauhere Haar, ähnlich einem Glatthaarigen, aber mit vollerem Haar
an den Läufen und etwas drahtig um das Kinn, wodurch ein Bart entsteht. Die
kurzläufigeren Hunde haben offensichtlich noch mehr von der Kreuzung mit dem
"Taschenbeagle", sie sind meist glatthaarig. Obgleich Jack Russell Terrier
häfig bis zu 16 Jahren als Familienhunde leben, verkürzt ihr furchtloses Wesen häufig
ihr Lebensalter auf dem Lande. Ein Züchter schätzt, daß die durchschnittliche
Lebenserwartung auf einer Farm bei nur sechs Jahren liegt. |