Bereits im 13. Jahrhundert
wurden Hunde mit dem Namen Hofewart erwähnt, auf Dokumenten und Bildern
reproduziert - der Name bedeutet Hofwächter. Dieser Hund war der Wachhund auf größeren
Höfen und auch Adelssitzen. Ein Schriftsteller aus dieser Zeit berichtet von der Rettung
eines Babys durch einen verwundeten Hovawart. Als Feinde das Familienschloß
niederbrannten, wurde das Baby durch den Hund in eine benachbarte Burg getragen.
In dieser alten Zeit wurde
das Stehlen eines Hovawarts schwer bestraft, außerdem mußte der Täter den Hund
zurückgeben. Die Strafe für einen nächtlichen Dieb war höher als die für einen
Diebstahl bei Tage, weil ihr Wert als Wachhunde so hoch veranschlagt wurde. Der
ursprüngliche Hovawart scheint mit der deutschen Aristokratie des Mittelalters
verschwunden zu sein. Über Jahrhunderte wurde die Rasse in Hundekreisen weder gesehen
noch erwähnt. Erst um die Jahrhundertwende erschien sie neu aufgrund der Bemühungen des
Hundeliebhabers Kurt Konig.
Es gibt viele
Auseinandersetzungen, ob es sich bei dem Hovawart des 20. Jahrhunderts um eine
"wieder erfundene" Hunderasse handelt oder um eine gerettete. Die Anhänger der
"Wiedererfindungstheorie" unterstreichen, daß die Züchter Leonberger, Deutsche
Schäferhunde, Neufundländer, Kuvasz und halbwilde afrikanische Buschhunde eingesetzt
hätten, um eine zähe Arbeitsrasse zu schaffen, die dem alten "Hofewart"
ähnelt. Man kann sich aber schwer vorstellen, daß man bei solchen extremen Kreuzungen
bereits innerhalb einer kurzen Zeitspanne es geschafft haben könnte, den alten Typ zu
festigen, eine Reinzucht zu ermöglichen - insbesondere da weder der Deutsche
Schäferhund, noch der Leonberger selbst in dieser Zeit bereits im Typ gefestigt waren.
Die Anhänger der
"Rettungstheorie" glauben, daß der Hovawart alten Typs auf isolierten
Bauerngehöften in einsamen ländlichen Gebieten wie dem Harz und dem Schwarzwald
tatsächlich überlebt hat. Sie behaupten, daß Konig und seine Mitstreiter diese Gebiete
durchkämmt haben, Hunde kaufen konnten, die das gewünschte Aussehen und Wesen hatten. Es
seien diese Hunde von Bauerngehöften gewesen, die das Zuchtmaterial für die neue Rasse
stellten. Konig selbst hat immer jede Auskunft zu dieser Frage verweigert.
Welche Geschichte auch wahr sein
mag, in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts war der Typ bereits gut gefestigt, der
Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) erkannte 1937 den Hovawart an. Die Kriegsjahre
waren für die Rasse schlimm, der Neubeginn der Rasse geriet ins Stocken, nicht nur wegen
der Unterbrechung der Zucht und Knappheit von Nahrungsmitteln über diese Jahre, sondern
weil viele der Zwinger in den Ostteilen Deutschlands lagen, als dieses Land 1945 getrennt
wurde. Aber die Anhänger der Rasse blieben ihr treu, der Hovawart - wenn auch nicht sehr
zahlreich - ist in Deutschland heute fest verankert. In den 60er Jahren machten sich
Liebhaber der Rasse in der Schweiz, Holland, Österreich, Dänemark, Finnland, Schweden
und Schottland daran, eigene Zuchtvereine zu gründen. In den 80er Jahren wurde der
Hovawart auch in Amerika eingeführt.
Charakterisiert wird die
Rasse als "wetterfest", intelligent, vertrauenswürdig und leicht zu erziehen,
man muß aber festhalten, daß Hovawarts über lange Zeit kindlich verspielt bleiben, bei
der Erziehung Geduld erfordern. Gezüchtet für den Schutz von Haus und Familie sind
Jagdinstinkt oder Neigung zum Streunen schwach entwickelt. In ihrer Aufgabe als Hunde auf
dem Bauernhof leben Hovawarts gut mit allen Haustieren zusammen. Schon in ihrer Jugend
haben sie natürlichen Wachtrieb, fordern eine feste Hand.
Man sollte darauf achten,
die Stellung des "Meutenführers" in der Beziehung Mensch/Hund rechtzeitig klar
zu machen. Für Unterordnung und Schutzhundeausbildung besitzt die Rasse gute Eignung. Die
Hunde brauchen eine Aufgabe und Bewegung, damit sie glücklich und fit bleiben. Hovawarts
sind angenehme Haushunde, von Natur aus ruhig, bedürfen nur minimaler Fellpflege.
In Europa hat die Rasse als
Gebrauchshund Anerkennung gefunden, steht also in derselben Gruppe wie Deutsche
Schäferhunde, Boxer, Dobermann, Rottweiler, Airedale Terrier und Riesenschnauzer. Die
Zuchtorganisationen sind bei der Zuchtzulassung hinsichtlich Körperbau, Farbe, gesunden
Hüften und allgemeiner Gesundheit recht streng. Auch der Schutztrieb wird getestet,
ebenso Schußscheue. Das deutsche Zuchtmaterial ist im Hinblick auf Hüftgelenkdysplasie
in hohem Maße frei von Befall. |