Der Golden ist ein weiteres
Zuchtprodukt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der so viele Jagdhunderassen
entstanden. Viel ihrer Entwicklung verdankt die Rasse Sir Dudley Marjoriebanks (Lord
Tweedmouth), dessen eigene, sorgfältig geführte Zuchtbücher gute Informationen über
die Entstehungsgeschichte bieten. In den Wasserhunden von Neufundland und Labrador gab es
immer gelbe rezessive Gene, obgleich um 1850 die Mode in England eindeutig für schwarze,
langhaarige Labradore war. Hellere Farben kamen später im gelben Labrador zum Vorschein.,
gleichfalls im Chessie und danach im Golden.
Lord Tweedmouth hatte für
gelbe Farbschläge ein Faible, er kaufte sich einen Hund namens "Nous" aus einer
Zucht von Flat-Coated-Retrievern. Um einen guten Wasserapportierhund zu züchten, wurde
Nous mit Wasserspaniel-Hündinnen gepaart, einer heute ausgestorbenen englischen Rasse;
diese hatten dichtes, gelocktes hell leberfarbiges Fell. Die Weiterzucht erfolgte auf
Basis planmäßiger Linienzucht mit zusätzlichen Einkreuzungen einschließlich ein oder
zwei Labradors, einem roten Setter, möglicherweise kamen auch ein Bloodhound und weitere
Wavy-Coated Retriever dazu. Dies sind die Ausgangsrassen des Golden. Bis zum Jahre 1913
wurden Golden als goldfarbene "Flat-Coats" eingetragen und ausgestellt. Von da
an nannte man sie Golden oder Yellow Retriever und schließlich nahmen sie 1920 ihren
heutigen Namen an.
Es gibt eine Legende über
Russische Schäferhunde, die angeblich von einem Wanderzirkus gekauft wurden und zur Zucht
der Rasse beigetragen haben. In den Tweedmouth Archiven gibt es aber keinerlei derartige
Informationen. Natürlich haben auch andere neben den Marjoriebanks diese goldenfarbenen
Retriever gezüchtet, möglicherweise kam es über andere Zwinger zu solchen fremden
Einkreuzungen. Aber die meisten Kynologen sind davon überzeugt, daß dies eine erfundene
Geschichte war, welche die öffentliche Meinung aber nur zu gerne glaubt. Mit Ausnahme der
leichten Erziehbarkeit stehen die Gene von Schäferhunden diametral den Anforderungen an
einen Jagdhund entgegen, daher ist es zweifelhaft, ob irgendein vernünftiger
Hundezüchter auf eine solche Idee verfallen ist. Als Untermauerung dieser Legende wurden
jedoch die Golden zunächst unter den Namen "Russian Retriever" oder gar
"Russian Retriever and Tracker" ausgestellt. Deshalb lebt die Geschichte noch
heute weiter.
Unabhängig von dieser
Frage ist der Moderne Golden Retriever ein wunderbar vielseitiger Hund. Er ist ein guter
Apportierhund, ein guter Jagdhund auf offenem Gelände, wird immer häfuger als
Blindenführhund eingesetzt und ist ein besonders liebevoller, leicht zu haltender und
angenehmer Familienhund. In den USA dominiert der Golden in Unterordnungswettbewerben
aufgrund seiner Bewegungsfreude, schnellen Reflexen, Präzision, leichten Erziehbarkeit
und seinem immer vorhandenen Wunsch, seinem Führer zu gefallen. Die gleichen
Eigenschaften machen ihn zu einem erfolgreichen Ausstellungshund.
Ein Golden sollte genügend
Bewegung haben, um seiner Anlage zu Übergewicht entgegenzutreten. Sein wunderschönes
Haarkleid braucht nur gelegentliches Routinebürsten, zusätzlich einige längere
Pflegestunden, wenn im Frühjahr die Unterwolle abgestoßen wird. Die Farben variieren von
weichem, fahlem Mondgelb bis zu einem farbig leuchtenden Gold. Es ist als habe der Golden
die Wärme und Schönheit der Sonnenstrahlen in Haarkleid wie Wesen eingefangen. Golden
sind wunderbare Familienhunde. Er liebt Kinder, ist außerordentlich duldsam, zu Hause
lebt er gesittet, ist aber immer bereit, alle Familienmitglieder auf ihren Spaziergängen
zu begleiten. Ein Hund nahezu ohne Wachhundinstinkt, seine befederte Rute scheint immer
freundlich zu wedeln. Sein Ausdruck ist der eines Hundes voller Liebe und Vertrauen. |