Bernhardiner

Ursprungsland: Schweiz

Die Lokomotive des SCHNAUZERL


Gewicht: 70 - 90 kg
Schulterhöhe: Minimum 65 cm Hündinnen, 70 cm Rüden
Haarkleid: Zwei Arten: Kurzhaar (Stockhaar), Langhaar (mittlere Länge)
Farben: Weiß mit Rot
Andere Namen: Saint Bernard, Sankt Bernhardshund
Temperament: Ruhig, freundlich
Zugehörigkeit: Molosser
Erste Verwendung: Such- und Rettungshund
Entstehungszeit: 11. Jahrhundert

Hoch in den Schweizer Alpen liegt das Hospiz des Großen St. Bernhard. Auf dem Paß des Großen St. Bernhard nahe der italienischen Grenze bildet das Kloster eine der höchstgelegenen und ältesten menschlichen Siedlungen in Europa. Als die Römer den St. Bernhard überquerten, um Europa zu erobern, errichteten sie hier einen Tempel zu Ehren Jupiters.

Im 10. Jahrhundert gründete Bernhard von Menthon (später als St. Bernhard heiliggesprochen) über den alten Ruinen das Hospiz, widmete sein Leben der Hilfe bedürftiger Pilger, die über diesen Paß meist zu Fuß ihren Weg nach Rom zogen.

Die Mönche des St. Bernhard halfen den Reisenden, retteten Opfer aus Schneewehen, Lawinen und der Kälte des bitteren Winters. Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckten die überlasteten Mönche, daß ihre Hunde, seit 1707 als Wachhunde im Kloster gehalten, dank vorzüglicher Nasenveranlagung, Kraft und wetterfestem Haarkleid besser ausgestattet waren, um Reisende zu führen und zu retten, als sie selbst. Menschen konnten den trügerischen engen, von Schnee bedeckten Pfaden kaum folgen, oft stürzten sie in den Tod. Aber die instinktsicheren Hunde zeigten ihnen den Weg. Der erstaunliche Orientierungssinn war bei den Schneestürmen, bei denen sonst selbst erfahrene Mönche sich verirrten und umkamen, eine Gottesgabe.

Die ursprünglichen Versuche erfolgten mit mastiffartigen, großen Hunden, vorwiegend römischen Ursprungs. Aber bis Anfang des 19. Jahrhunderts hatten die Mönche einen Zwinger mit eigenem Zuchtprogramm aufgebaut. Diese Hunde nannte man "Heilige Hunde", Alpine Mastiffs, Klosterhunde. Nicht vor 1865 tauchte der Name "Bernhardiner" auf.

Edwin Landseer hat diese Hunde auf der Leinwand unsterblich gemacht. Sein Werk mit dem Titel Alpine Mastiffs Reanimating a Distressed Traveller portraitiert zwei Hunde, die über einem am Boden liegenden Reisenden stehen. Einer der Retter bellt Alarm, der andere, das alles entscheidende Brandy-Fäßchen um den Hals gebunden, versucht, den Mann durch Lecken der Hand wiederzubeleben. Landseers listige Erfindung eines nie vorhandenen Brandy-Fäßchens hat sich über die Jahre als Symbol gehalten.

Junghunde begleiteten die Ausgewachsenen auf ihren Kontrollgängen, lernten dabei von den erfahrenen Alten. Man berichtet, daß bei Auffinden eines Menschen sich je ein Bernhardiner an seine Seite legte, um Körperwärme auf den Menschen zu übertragen. Ein anderer leckte das Gesicht, versuchte, das Opfer wiederzubeleben, und ein vierter Hund lief zum Kloster zurück und holte Hilfe.

Es gibt eine Fülle an Berichten über großartige Rettungen, insgesamt sollen diese Hunde 2.500 Menschenleben gerettet haben. Von dem berühmtesten dieser Hunde "Barry" wird berichtet, er habe 40 Menschenleben gerettet. Er versah seinen Dienst bis 1812, wurde dann ins Tal gebracht, wo er seinen Lebensabend verbrachte, 1814 starb.

Ursprünglich waren diese Hunde von mäßiger Größe, größtenteils kurzhaarig. Um 1830 wurde der Hundebestand auf dem Hospiz durch Verluste, Krankheiten, Inzucht und schlechte Winter dezimiert. Über die nächsten Dekaden kreuzten die Mönche andere Hunderassen ein, um die Leistung zurückzugewinnen, den St. Bernhard so zu züchten, wie wir ihn heute kennen. Als Nebeneffekt der Kreuzungen mit großen Rassen wie dem Neufundländer kam es zu vermehrter Größe und einem langhaarigen Schlag, der sich aber für die Aufgaben weniger eignete. Noch heute sind die Bernhardiner im Kloster neben dem St. Bernhardspaß ein Wahrzeichen.

Der erste Schweizer, der Bernhardiner gezielt züchtete und Ahnentafeln ausschrieb, war ab etwa 1850 Heinrich Schumacher aus Hollingen bei Bern. Der Reverend J.C. Macdona stellte die Rasse um 1870 in England der Öffentlichkeit vor. Wenn über eine Rasse Sensationelles berichtet wird, dauert es nie lange, bis sie nach Amerika kommt. So traten 1877 die ersten Bernhardiner auf der Westminster Kennel Club Show in Wettbewerb. Im Westminster-Katalog wurden für ein paar Hunde geforderte Preise veröffentlicht, dabei lagen sie für diese Rasse bei über 1.000 Dollar.

Diese Hunde sind der Größe nach und hinsichtlich einiger weiterer Eigenschaften rekordverdächtig, werden im Guinness Book of World Records dreimal erwähnt. So gewann "Benedictine" den Ehrenplatz, schwerster Hund der Welt zu sein, da er die Waage zu einer Anzeige von 138 kg hochschnellen ließ. Ein Berhardiner namens "Ayette's Brandy Bear" schleppte die schwerste Ladung, nämlich 2.9000 kg Stahl auf einem Räderkarren über eine Strecke von 5 m in 90 Sekunden. Und einer Hündin - angemessen "Careless Ann" genannt - wird der Rekord zugesprochen, sie habe den größten Hundewurf mit 23 Welpen geboren.

Der schweizerische St. Bernhards-Club wurde 1884, der Deutsche St. Bernhards-Klub, Sitz München 1891 gegründet. In beiden Ländern besitzt die Rasse viele treue Anhänger.

Die St. Bernhards sind nicht immer "Heilige", sind aber immer groß. Diese Kombination erfordert einen Besitzer, der entschlossen ist, ein süßes, liebenswürdiges Wollknäuel von Anfang an zur Disziplin zu erziehen. Verantwortliche Züchter predigen den Käufern, wählerisch zu sein, immer nur Nachwuchs von Etern mit kräftigem Körperbau und freundlichem Wesen zu kaufen.